Murnauer Tagblatt 24. Oktober 2006
Jubiläums-Chor in Höchstform
"Art Cappella" präsentiert anspruchsvolles Konzertprogramm
Ein Artikel von Heino Herpen
Murnau - Zeitgenössiche Musik - für viele Klassik-Liebhaber ein Graus. Man denke nur an nervtötende Zwölftonmusik und andere Erzeugnisse neuerungssüchtiger Komponisten. Dass es auch anders geht, bewies der Murnauer Chor "Art Cappella" unter der Leitung von Manfred Böhm bei seinem Jubiläumskonzert zum zehnjährigen Bestehen in der Pfarrkirche St. Nikolaus. Im Mittelpunkt des Abends stand dabei das 1985 zu Papier gebrachte "Requiem" des Britten John Rutter, einem der weltweit bekanntesten Schöpfer zeitgenössischer geistlicher Musik. Nicht nur, dass sich der 35-köpfige Chor dabei in Hochform präsentierte - zum Geburtstag hatte sich "Art Cappella" erstmals ein kleines Orchester zur Begleitung geleistet.
Typisch für Rutters Werk ist das Wechselspiel aus Konsonanz und Dissonanz, wobei die Klangschönheit stets im Vordergrund steht.
Keine leicht zu interpretierende Komposition, die gleichwohl von den Sängerinnen und Sängern mit geradezu professioneller Souveränität gemeistert wurde. Und das, obwohl die eigentliche Probenarbeit erst Anfang September begann.
Die dunklen Cellopassagen von Felix Chougrani unterstrichen den meditativen Charakter des Werkes, Miriam Akkermann und Dietrich Schmidt ließen Querflöte und Oboe jubeln, Barbara Freisl legte warme Harfenklänge darüber. Briliant auch Berno Scharpf an der Orgel, während Christian Grasegger für rhythmische Paukenschläge sorgte.
Im ersten Teil des Konzerts erlebten die etwa 300 Zuhörer den Chor wie gewohnt a cappella: So wurden sie mit einem freudig interpretierten "Cantate Domino" (ebenfalls von John Rutter) begrüßt, gefolgt von Herbert Howells "Salve Regina" und Henrik Mikolaj Góreckis Werk "Totus tuus".
Bescheiden, wie er nun einmal ist, hatte Manfred Böhm die Uraufführung eines eigenen, kleinen Werkes zwischen den anderen Komponisten versteckt: Bei seinem "Ave Maria" ließ er sich von der Klangsprache Rutters inspirieren. Auch ein Instrumentalstück war von den Musikern auf der Empore zu hören: Das "Adagio" von Armando Ghidoni für Flöte und Harfe. Nach den letzten Takten von Rutters "Light, who dost my soul enlighten" aus "Hymn to the Creator of light" bedankte sich das Publikum für das rundum gelungene Konzert mit lang anhaltendem Applaus und teils stehenden Ovationen. Um dafür das "Beati quorum via" von Charles Stanford als Zugabe zu erhalten.

Souverän und hoch konzentriert: Die Sängerinnen und Sänger von "Art Cappella"
|